Flugmeister Anton Bickmeier
Fotos und Unterlagen Sabine Dreimann
(zusammengestellt von Alexander Notopol)
Anton Bickmeier wurde am 14. März 1890 als Sohn des Eisenbahn-Werkmeisters Christoph Bickmeier und Gertrud Bickmeier (geborene Ulmes) in Paderborn in Westfalen geboren. Er hatte noch 5 Geschwister, die Brüder Fritz, Wilhelm und Karl und die Schwestern Klara und Maria.
Nach Besuch der Volksschule von 1896 bis 1904 trat Bickmeier bei dem Mechanikermeister Wilhelm Ritter in Paderborn in die Lehre und blieb dort als Gehilfe bis zum 11. Januar 1911. An diesem Tage meldete er sich als 3jährig Freiwilliger zur Kaiserlichen Marine.
Er kam zur I. Kompanie, I. Werft-Division (W.D.) nach Kiel. Vom 1. April 1911 bis 31. März 1912 war Bickmeier dann auf der SMS König Wilhelm, die vor der Marineschule in Flensburg-Mürwik lag und als Wohn- und Schulschiff für die Schiffsjungen-Division diente.
Der erste Einsatz erfolgte auf dem Linienschiff SMS Lothringen. Hier wurde Bickmeier am 1. September 1912 zum Obermaschinistenanwärter ernannt und am 11. Januar 1913 zum Maschinistenmaat befördert. Die Lothringen wurde im Flottendienst eingesetzt und nahm an den üblichen Manövern, Ausbildungsfahrten und Schießübungen teil.
Die geplante Außerdienststellung des Schiffes am 17. August 1914 entfiel durch den Kriegsausbruch. Bickmeier berichtet über eine ausgedehnte Flottenunternehmung an der englischen Küste am 15./16. Dezember 1914 mit dem Schiff.
Ansonsten war der Kriegsdienst bei der Flotte weitgehend eintönig und stumpfsinnig. Die noch junge und aufstrebende Fliegertruppe brauchte Personal und versprach für die jungen Männer Abenteuer und Fronteinsatz. Bickmeier folgte, wie viele andere, dem Ruf und meldete sich zur Fliegertruppe.
An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass Bickmeier schon zuvor Berührung mit der noch jungen Fliegerei hatte. Noch vor seiner Verpflichtung bei der Marine arbeitete er 1910 mit dem Paderborner Flugpionier Johannes Stockhausen an dem Bau von Flugapparaten.
Seit 14. Februar 1915 zur Kaiserlichen Werft in Wilhelmshaven kommandiert, kam Bickmeier am 4. März 1915 zum dortigen Depot der II. Seeflieger-Abteilung. Er wurde umgehend als Flugschüler angenommen und begann die Ausbildung zum Seeflieger.
Schom im Juli 1915 wurde Bickmeier nach Sylt kommandiert, wo auf der Nordseite der Insel seit Kriegsbeginn die Seeflugstation (SFS) List beheimat war. Leiter war der erfahrene Flieger Kpt.Lt.(F) Paul Kuntze. Bickmeier unternahm einige Flüge über die Nordsee und sammelte erste Erfahrungen. An seiner Seite als Beobachter war meistens Fhn.z.S.(B) Roland Ude der auch ausgebildeter Flugzeugführer war.
Frühe Aufnahme von Msch.Mt. Bickmeier, vermutlich 1915 bei der SFS List entstanden
Vor seiner Kommandierung zur SFS Helgoland am 28. November erhielt Bickmeier am 29. Oktober 1915 das Seefliegerabzeichen.
Er verbrachte das gesamte Jahr 1916 auf Helgoland. Hier traf er auf einige bekannte Gesichter aus List. Kpt.Lt. Kuntze war der Leiter der Station bei seiner Ankunft und auch Lt.z.S.d.R.(B) Albert Lilienfeld, mit dem Bickmeier seinen ersten Flug in List unternommen hatte, gehörte zum Personal.
Das Kriegstagebuch (KTB) der Station weist 69 Flüge für Bickmeier, die meisten mit Fl.Ob.Mt.(B) Max Loll und Lt.z.S.(B) Theodor Dilthey, aus. Am 1. und 4. Juni 1916 belegte die Besatzung Bickmeier/Loll während eines Fluges ein feindliches U-Boot mit Bomben, allerdings ohne Erfolg.
Bei der Rückkehr von einer Aufklärung am 2. Juli 1916 setzte Bickmeier die Friedrichshafen 33E #483 zu spät auf und prallte gegen die Hafenmauer. Flugzeug und Motor wurden schwer beschädigt und der Beobachter Max Loll leicht verletzt. Für den Einsatz in Helgoland wurde Bickmeier mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet und zum Fl.Ob.Mt. befördert (1. Juli 1916).
Anton Bickmeier mit dem Eisernen Kreuz 1.Klasse bei der SFS Helgoland (1916)
Fl.(Ob).Mt. Anton Bickmeier (1.v.l.) mit Beobachter und Mechaniker bei der SFS Helgoland (1916)
Friedrichshafen 33E 483 nach der Kollision mit der Hafenmole (02.07.1916)
Es war nun an der Zeit die Erfahrung an die nächste Generation von Flieger weiterzugeben. Er wurde vom 13. Dezember 1916 bis 23. Februar 1917 als Fluglehrer zu der Fliegerschule in Norderney kommandiert.
Im Anschluss kehrte er nach Sylt zurück und wurde am 15. März 1917 zum Fl.Mst. befördert.
Im KTB der Station sind keine Flüge für ihn verzeichnet, was für einen Einsatz bei der dortigen Fliegerschule spricht, da Schulungsflüge üblicherweise nicht erwähnt wurden.
Die Zeit in List sollte ein tragisches Ende nehmen.
Anton Bickmeier (rechts) bei der SFS List (1917)
Am 2. Juni 1917 stieg Bickmeier mit dem Kampfeinsitzer # 905 vom Typ Albatros W4 - das Flugzeug könnte für den im Aufbau befindliche Einsitzerlehrgang bestimmt gewesen sein - zu einem Flug auf. Aus ungeklärter Ursache stürzte das Flugzeug um 10:50 in der Nähe der Station ins Meer ab.
Nur 4 Minuten nach dem Absturz um 10:54 erreichte der Flugschüler Flzg.Ob.Mtr. Peiler mit dem Flugzeug 854 die Absturzstelle und leitete umgehend Rettungsmaßnahmen ein. Bickmeier muss beim Absturz das Bewusstsein verloren haben und Peiler hielt ihn über Wasser. Nur kurze Zeit später war auch die Stationsbarkasse und eine Dampfpinasse an der Unfallstelle. Bickmeier erlitt einen schweren Schädelbruch mit Verlust des rechten Auges und Hüftquetschungen. Er wurde mit dem Lazarettschiff "Viola" ins Marinelazarett Cuxhaven überführt.
Dass Bickmeier den Absturz überlebt hat, grenzt an ein Wunder und ist auch der Tatsache zu verdanken, dass Hilfe schnell vor Ort war. Die genaue Ursache des Absturzes wird sich nicht mehr ermittlen lassen.
Es folgte eine lange Genesungszeit bevor Bickmeier wieder seinen Dienst aufnahm. Aufgrund der erlittenen Verletzungen war ein Fronteinsatz nicht mehr möglich.
Im Januar 1918 wurde er zum 2. Schulleiter der Fliegerschule in Wilhelmshaven ernannt und blieb in dieser Position bis Kriegsende.
Luftaufnahme der SFS Wilhelmshaven am Fliegerdeich
Es folgte ein kurzes Kommando beim Marineflugchef in Berlin vom 13. März bis zur Entlassung am 06. April 1919.
Ab 1920 wurde er Teilhaber in der Firma seines Bruders "Bauer & Bickmeier Automobile" in Paderborn. Dort heiratete er Edith Cieplik am 19. November 1927 mit der er zwei Kinder hatte, Annemarie (1928) und Ado (1929).
Familie Bickmeier 1917 in Bad Lippspringe
v.l.n.r. Klara (Schwester), Anton, Änne Bickmeier und Wilhelm Bickmeier (Bruder).
Bickmeier verstarb am 22. August 1953 in seiner Heimatstadt Paderborn.
Quellen:
- Auszug der Stammrolle von Anton Bickmeier
- Lebenslauf
- Kriegstagebuch SFS List, SFS Helgoland, SFS Norderney
- Tagesbefehle Kdr. II.SFA
- Tagesbefehle Marineflugchef