Anatomie eines Absturzes

Alexander Notopol

Anhand von offiziellen Berichten soll hier der Vorfall vom 27. Juni 1917 bei der SFS List vorgestellt werden. Bei diesem tragischen Unfall ist der Fl.Mech.Ob.Gst. Heinrich Stockum ums Leben gekommen.


Brandenburg FB 516 bei der SFS Helgoland (1917)


Beim Flugzeug handelt es sich um einen der wenigen Flugboote der kaiserlichen Marine. Das Brandenburg Flugboot (FB) 516 war Teil des Lots 511 - 516 und wurde von Juni bis September 1916 bei der SFS Flandern 1 eingesetzt.
Aufgrund schlechter Flugeigenschaften wurden die Flugboote (511, 514 und 516) im Herbst 1916 von Flandern zu anderen Einheiten an der Nord- und Ostsee verlegt, wo sie für Nahaufklärungen oder zu Schulungszwecke eingesetzt wurden. 516 kam zuerst nach Wilhelmshaven, später war es bei der SFS Helgoland und zuletzt auf Sylt bei der SFS List.

Der Flug am 27. Juni 1917 mit 516, war Franz Mervelskämpfers erster Flug nach der Rückkehr von einem Lehrgang in Wilhelmshaven. Er absolviert 1916 die Fliegerausbildung bei der Fliegerschule in List und verblieb im Anschluß als Frontflieger bei der Seeflugstation. Zum Zeitpunkt des Unfalles war er bereits 1/2 Jahr als Flieger dort tätig, konnte aber nicht viel Fronterfahrung sammeln. Es ist auch unklar ob er zuvor das Flugboot geflogen ist.


Bericht des Wachtmeister(F) Richard Arpke


Zuerst lassen wir den Wachtmeister(F) Richard Arpke, Flugzeugführer bei der SFS List, zu Wort kommen. Er ist der Verfasser des offiziellen Berichtes zum Absturz von 516.


Aussage des Fl.Mt.(F) Adolf Tacke


Aufgrund des Todes von Fl.Mech.Ob.Gst. Stockum wurde am nächsten Tag eine Verhandlung einberäumt um die Ursache des Absturzes zu ermitteln und die Schuldfrage zu klären. Dazu wurden auch 2 Zeugen angehört, die den Absturz von Land aus beobachtet hatten.
Eine schriftliche Aussage vom Flugzeugführer des Flugzeuges an diesem Tag, ist nicht überliefert.
Als Leiter der Untersuchung wurde Lt.d.R.M.A. Wilhelm Köhler, vom Stationsleiter Olt.z.S.d.R. Rudolf Dehn, ernannt.

Erster Zeuge war der Fl.Mt.(F) Adolf Tacke.


Aussage des Vz.Strm.d.R.(F) Hans Eichler


Zweiter Zeuge war der Vz.Strm.d.R.(F) Hans Eichler, der mit Flugzeug 826 sofort am Unfallort war und die Bergungsarbeiten koordinierte.

Die Aussagen konnten Mervelskämpfer entlasten. Der Absturz blieb disziplinarisch für ihn folgenlos. Die psychische Folgen werden sicherlich erheblich gewesen sein.