Marineflugzeug Nr. 213
Stefan Ommert
Bei dem Flugzeug mit der Marine-Nr. 213 handelte es sich um ein Seeflugzeug des Typs Friedrichshafen FF 33 mit einem Daimler-Benz II-Motor. Es gehörte zur Klasse "B", war also ein 2-sitziges Seeflugzeug mit Bombenabwurfvorrichtung, aber ohne MG oder F.T.
Das Flugzeug befand sich vom 28.03. - 25.04.1915 beim SVK/SAK in Warnemünde und wurde dort am 13.04.1915 abgenommen. Anschließend befand sich die Maschine vom 01.05. - 24.05.1915 beim Depot der II. Seeflieger-Abteilung (II. SFA) in Wilhelmshaven und anschließend vom 24.05.1915 - September 1915 bei der SFS Borkum, wobei das Flugzeug - wohl wegen Platzmangel in Borkum - in der Zeit von Juni bis August 1915 bei der SFS Norderney abgestellt war. Anschließend kam Nr. 213 wieder nach Wilhelmshaven, wobei sie zwischen Depot und Kaiserlichen Werft wechselte, bevor sie ab 25.09.1916 wieder der SFS Norderney als Übungsflugzeug zugewiesen wurde.
Friedrichshafen FF 33 #213 (1915)
Wie auf dem obigen Fotos sehr schön zu erkennen ist, weist das Flugzeug als Besonderheit den Schriftzug "Jungdeutschland" auf dem Rumpf auf. Es darf wohl davon ausgegangen werden, dass dieser Schriftzug auf den Jungdeutschland-Bund verweist. Laut Wikipedia handelte es sich beim Jungdeutschland-Bund um eine 1911 von dem Feldmarschall Freiherr von Goltz auf Initiative des Kriegsministeriums als Dachverband für verschiedene der vormilitärischen Ausbildung der Jugend dienende Vereine gegründete Organisation.
Ist der Bezug der Aufschrift zu dieser Organisation somit wohl eindeutig, so liegt der eigentliche Grund für die Aufbringung im Dunkeln. Ob das Flugzeug durch eine Spende des Jungdeutschland-Bundes finanziert wurde oder es einen anderen Grund gab, bleibt Spekulation.
Auffallend ist weiterhin die unterschiedliche Gestaltung der beiden Seiten des Flugzeugs hinsichtlich der Größe des Schriftzuges sowie das Fehlen des Balkenkreuzes auf der Steuerbordseite des Flugzeugs auf dem Foto unten.
Das obige Foto ist leider nicht beschriftet oder datiert. Es stammt aus einem im Internet verkauften größeren Fotokonvolut. Die anderen Fotos stammten alle aus dem Nordseebereich (Wilhelmshaven/Borkum/Ney/Sylt), so dass man wohl auch das obige Foto dort verorten kann. Aufgrund des Holzbodens sowie dem hinter dem Flugzeug erkennbaren Boot gehe ich von Borkum aus.
Demgegenüber sind die beiden folgenden Fotos beschriftet und geben Auskunft, dass sie das Abschleppen von Nr. 213 durch ein Vorpostenboot (VpBoot) zeigen.
Friedrichshafen FF 33 #213 im Schlepp (SFS Borkum, 1915)
Beschriftung: "Flugzeug 213, welches vom Vorpostenboot aus Seenot gerettet wurde"
Interessant auch der Stempel auf der einen Karte "Diese Karte darf nicht versandt werden".
Hinsichtlich der Datierung dieser Fotos und der näheren Umstände der fotografierten Situation hilft das Kriegstagebuch der SFS Borkum weiter: Hier ist unter dem Datum 27.02.1916 vermerkt, dass die beiden Flugzeuge 213 und 419 gegen 10:30 Uhr zu einem Aufklärungsflug gestartet sind. Infolge einer Motorstörung musste Nr. 213 (Flugzeugführer: Fl.Mt. Riecken / Beobachter: Fl.Mt. Stein) gegen 11:55 Uhr auf dem Wasser niedergehen und war in der Folgezeit auch nicht mehr in der Lage zu starten. Von der SFS Borkum wurde daraufhin die Küstenschutzflottille der Ems informiert und gebeten, Besatzung und Flugzeug zu bergen. Von dem VpBoot "Fischindustrieller" wurde auch eine Brieftaube des Flugzeugs abgefangen, mit dem die Besatzung um Hilfe bat und ihre Position mitteilte. Gegen 14:36 Uhr sichtete dann das VpBoot "Brockenwalde" von der 2. Gruppe der II. Halbflottille der Küstenschutzflottille das havarierte Flugzeug. Die Besatzung wurde an Bord eines der VpBoote genommen und das Flugzeug vom VpBoot "Fischindustrieller" ins Schlepp genommen und nach Fischerbalje, einem Leuchtfeuer auf Borkum verbracht. Allerdings ist der Abschleppvorgang dem Flugzeug nicht sonderlich gut bekommen, es wurde nicht unerheblich beschädigt.
Auszug aus dem KTB der SFS Borkum
Endgültig gestrichen, weil veraltet, wurde das Flugzeug am 27.10.1917.
Die Besatzung hat den Vorfall dagegen gut verkraftet. Fl.Mt. Riecken, der erst kurz zuvor, am 21.02.1916, seinen ersten Flug bei der SFS Borkum gemacht hatte, setzte seine Karriere als Flugzeugführer fort und der spätere Lt.d.R.MA Alexander Stein begegnet uns wieder als Beobachter des "Wölfchen", dem Bordflugzeug des Hilfskreuzers S.M.S. Wolf.
SANKE Postkarte mit Besatzung der Wölfchen. Links ist Lt.d.R.M.A. Stein.