Albrecht Behrend
- Flugzeugführer und Fluglehrer -

(kurze Zusammenstellung von Berndt Borrmann)

Am 31. Juli 1887 wurde in Lindenhof, Kreis Demmin Albrecht Friedrich Karl Behrend der Sohn von Wilhelm und Caroline Behrend geboren. Nach Absolvierung der 8-klassigen Volksschule und einer Lehre als Schlosser meldete er sich freiwillig zum Dienst in der Marine. Der vorpommersche Junge trat am 01. Oktober 1906 der Kaiserlichen Marine bei und blieb dieser bis 1929 treu.
Seine Grundausbildung erhielt er in der 1. Werftdivision Kiel-Wyk als Maschinisten-Maat. Bereits am 20. März 1914 wurde er mit der Dienstauszeichnung 3. Klasse geehrt (9 Jahre). Am 04. April 1914 erfolgte seine Versetzung in die Marine-Flieger-Abteilung Putzig.


Maschinisten-Anwärter Albrecht Behrend (1907)


Am 02. August 1914 wurde er zum Ober-Maschinisten-Maat befördert. Im selbem Monat kam Behrend zur SFS Helgoland und wurde dort zum Beobachter ausgebildet und als solcher eingesetzt. Bereits am 30. Oktober 1914 erhielt er das Eiserne Kreuz 2. Klasse.

Am 24. November 1914 um 11:13 wurden von der Signalstation feindliche Streitkräfte aus NNW gemeldet. Daraufhin starteten zwei Helgoländer Flugzeuge in Richtung der feindlichen Streitkräfte.
Die Friedrichshafen 19 #25 mit dem erfahrenen Seeflieger und Stationsleiter der SFS Helgoland Kpt.Lt. Hermann Berthold und Ob.Msch.Mt. Behrend als Beobachter, sowie die Friedrichshafen 29 #202 mit Olt.z.S.(F) Hellmuth Riensberg und Olt.z.S.(B) Zirzow.
Gegen 13 Uhr sichtet Flugzeug 25 einen feindlichen Konvoi aus 5 Panzerkreuzer der Devonshire-Klasse, 12 kleinere Kreuzer und 8 Zerstörer. Nachdem Zahl, Kurs und Formation einwandfrei festgestellt wurden, entschied sich Kpt.Lt. Berthold einen der kleinen Kreuzer der Bristol-Klasse mit Bomben zu belegen. Aus einer Höhe von 500m, die als ausreichende Sicherheit gegen das Abwehrfeuer erachtet wurde, belegte die Besatzung das Schiff mit 5 4,5kg Handabwurfbomben. Eine der Bomben schlug hinter dem achteren Mast am Deck des Kreuzers auf. Flugzeug 202, dass den Anschluß verlor, sichtete den Verband ebenfalls, musste aber wegen Störungen umkehren und landete wegen Motorversagen in der Elbemündung. Es wurde von Motorboot T 112 nach Helgoland eingeschleppt.
Der Besatzung Riensberg/Zirzow wurde am 17. Dezember 1914 für diesen Einsatz das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen.
Der Besatzung Berthold/Behrend, die zu diesem Zeitpunkt schon im Besitz des Kreuzes war, wurde für den Angriff auf einen englichen Kreuzer eine Allerhöchste Belobigung ausgesprochen.


Obermaschinisten-Maat Albrecht Behrend mit EK 2 (1914/15)


Im Sommer 1915 wurde Behrend auf Norderney als Flugzeugführer ausgebildet und erhielt am 24. September 1915 das Flugzeugführerabzeichen.

Ab 21. Oktober 1915 wird mit dem Flugzeug Friedrichshafen FF 33e Nr. 495 Ober-Maschinisten-Maat Albrecht Behrend erstmalig im Kriegstagebuch der Seeflugstation Stralsund erwähnt¹.
Am 13. November 1915 startete das Flugzeug Nr. 495 zur Aufklärung Richtung Nordost und Nord. Gegen 14.20 Uhr klärte die Besatzung das Quadrat 166 δ auf, flog zum Quadrat 066 δ, wo es gegen 15.27 Uhr eintraf, den Kurs Richtung West änderte und im Quadrat 033 δ durch schwere Regenböen zur Zwischenlandung gezwungen wurde. Das Flugzeug startete 16.50 Uhr erneut und nahm Kurs auf die Seeflugstation Stralsund. Über dem Kubitzer Bodden musste die Besatzung erneut wegen des Wetters 17.20 Uhr landen. Ein erneuter Start war nicht möglich, so rollte das Flugzeug Nr. 495 mit Ob.Masch.Mt.(F) Behrend und Strm.Mt.(F) Schiller durch die Boddengewässer und den Strelasund zur Station Stralsund.
Das Ergebnis des Fluges lautete: keine besonderen Vorkommnisse.
(siehe Karte)


Originalkarte mit Quadraten


Die Quadratkarten sollten eine kurze Bezeichnung des ungefähren Standortes auf See ermöglichen. Benutzt wurden sie durch die Marine und Seeflieger von 1914 bis 1920.
Jede Karte hatte bis zu 9 Hauptquadrate, von denen jedes in 850 kleine Quadrate geteilt war.
Die Hauptquadrate waren von 1 - 9 nummeriert, diese Zahlen hießen Zusatzzahlen. Diese waren immer dann mit anzugeben, wenn eine Verwechselung mit einem gleichlautenden Quadrat eines anderen Gebietes möglich war. Diese Zusatzzahl wurde dann vor die Nummer des Quadrates geschrieben, z.B. 1087 β bedeutet Quadrat 087 β im Hauptquadrat 1; 8087 β bedeutet Quadrat 087 β im Hauptquadrat 8².


Die Seeflugstation Stralsund, die im September 1915 eröffnet wurde, hatte eine strategisch und meteorologisch schlechte Lage. Deshalb begann man auf Befehl der Seeflugabteilung nach einem neuen Standort zu suchen. Am 25. Oktober 1915 wurden die Flächen bei Wiek/Rügen und auf der Halbinsel Bug, südlich von Dranske als geeignet befunden.


Seeflugstation Stralsund am Strelasund südlich der Stadt (1915)


Sofort wurde mit der Bautätigkeit vorrangig in Wiek begonnen. Als Flugzeughallen baute man große Zelte auf, die aber bei starkem Wind immer wieder weggeweht wurden.


Zelt auf der SFS Wiek, im Hintergrund die Kirche



Beginn des Ausbaus der SFS Bug/Rügen (1915/16)



Die SFS Bug/Rügen (1916)



Doppelholzhalle der SFS Wiek mit Ablaufbahn (1916)



SFS Bug/Rügen (1917)



Friedrichshafen FF33 #292 vor der Ablaufbahn der SFS Wiek (1916)


Am 23. Februar 1916 wird Flugmeister Albrecht Behrend mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Seine Beförderung zum Flugmeister erfolgte bereits am 18. April 1916.


Erkennungsmarke von Albrecht Behrend



Flugobermaat Albrecht Behrend (1916)


Albrecht Behrend zeichnete sich im Verlauf seiner Dienstzeit durch Disziplin, Zielstrebigkeit und Einsatzbereitschaft aus.
Am 30. Juni 1917 wurde er zum Oberflugmeister befördert und war fortan als Fluglehrer bei der Flieger-Beobachter Schule Bug tätig.
Nach Auflösung der Seeflugstationen, entsprechend dem Versailler Vertrag, wurde Albrecht Behrend als Ober-Deckoffizier zur Küstenwehrabteilung I in Swinemünde kommandiert.


Oberflugmeister Albrecht Behrend (1917/18)


Hier wurde ihm am 03. Sept. 1920 das Marineflieger-Erinnerungs-Abzeichen und am 14. Oktober des Jahres die Dienstauszeichnung 1. Klasse (15 Jahre) verliehen.

Behrend verblieb in der Küstenwehrabteilung I, zuständig für Personalfragen, bis er am 30. April 1929 als Leutnant der Marine aus dem aktiven Wehrdienst verabschiedet wurde.
Am 30. Januar 1935 wurde er noch mit dem Ehrenkreuz für Frontkämpfer ausgezeichnet.


Albrecht Behrend als Leutnant



Besitzzeugnis zum Marine-Flieger-Erinnerungsabzeichen



Besitzzeugnis für das Ehrenkreuz für Frontkämpfer


Während des 2. Weltkrieges war er als Volkssturmmann eingesetzt und Mitglied der NSDAP. 1945 wurde er in Berlin verhaftet und in das Lager Wandern bei Zielenzig (Polen) verbracht. Hier starb er am 16. Juni 1945 im Stacheldraht des Lagers.


Albrecht Behrend mit Ehefrau Gertrud (1942)


Quellen:
¹ Bundesarchiv RM 112/170, KTB SFS Stralsund 21.10.1915 bis 24.05.1916
² Erläuterung und Karten aus Sammlung Axel Kleckers
- KTB SFS Helgoland
- Tagesbefehle Kommandeur II. SFA
- Tagesbefehle Marineflugchef